Fast jedes Produkt braucht den optimalen Schliff
Bearbeitungsspuren aus dem FrĂ€sprozess, OberflĂ€chendefekte, FormtrennnĂ€hte oder generell Rauheiten an WerkstĂŒcken aus dem gesamten Manufacturing-Bereich, aus konventioneller Herstellung oder additiver Fertigung (3D-Druck): All diese Defizite aus dem Vorprozess mĂŒssen sehr hĂ€ufig vor der Weiterverarbeitung einer OberflĂ€che egalisiert werden.
Das passiert durch das Schleifen, eines der wichtigsten spanenden Fertigungsverfahren ĂŒberhaupt in der Industrie. Durch dieses Verfahren lassen sich OberflĂ€chenwerte erhöhen und Rauheitswerte beeinflussen.
OberflĂ€chen mĂŒssen aus funktionellen und Ă€sthetischen GrĂŒnden geschliffen werden, um deren Performance zu verbessern, etwa beim Schleifen von Lagerrollen, TĂŒrgriffen oder bei AlurĂ€dern, wo die OberflĂ€che erst geschliffen wird, bevor anschlieĂend das Hochglanzfinish aufpoliert wird.
Was passiert beim Schleifen?
Schleifen ist ein spanendes Fertigungsverfahren, bei dem Material mit einem Schleifwerkzeug abgetragen wird, um Form, MaĂ und OberflĂ€che eines WerkstĂŒcks zu verbessern. Dabei kommen Schleifmedien zum Einsatz, die feinste Schnitte ausfĂŒhren.
Geschliffen werden können vor allem Metalle wie StÀhle, Aluminium und Messing oder Titan, aber auch Holz, Kunststoffe, Glas, Keramik und Stein. Dabei variiert die Schleiftechnik je nach Materialbeschaffenheit und Zielstellung.
Die grundlegende Technik des Schleifens ist uralt und wird seit jeher zur Veredlung von OberflĂ€chen eingesetzt. NatĂŒrliches Vorbild sind die Kieselsteine, die im Bachbett glattgeschliffen werden.
Konventionell schleifen oder gleitschleifen?
Wer komplex geformte WerkstĂŒcke entgraten, glĂ€tten oder oberflĂ€chentechnisch veredeln möchte, steht oft vor der Frage: Welches "Schleifen" kann eingesetzt werden? Die Wahl hĂ€ngt von mehreren Faktoren â etwa vom gewĂŒnschten OberflĂ€chenaussehen, aber auch dem Werkstoff, der Geometrie und Abmessung und der StĂŒckzahl ab. Das manuelle oder maschinelle Schleifen eignet sich besonders fĂŒr "einfach" geformte, meist flĂ€chige Teile oder wenn gezielt partiell gearbeitet werden soll. Es bietet hohe PrĂ€zision, ist aber hĂ€ufig mit höherem personellem Aufwand, besonders wenn manuell gearbeitet wird, verbunden. Gleitschleifen hingegen ist ein automatisierbares Verfahren, das besonders bei gröĂeren StĂŒckzahlen erhebliche wirtschaftliche Vorteile bietet. Es erreicht eine gleichmĂ€Ăige Bearbeitung auch von komplexen Geometrien â ideal fĂŒr feine Kantenverrundung oder das Entfernen von Graten bis hin zur homogenen SchleifoberflĂ€che. Es lassen sich passgenaue Verfahrensmittel auch fĂŒr Aluminium- und Buntmetalle einsetzen, um unterschiedliche OberflĂ€chenziele an verschiedenartigen WerkstĂŒcken zu erreichen.
Tauchschleifen und Schleppschleifen - Gleitschliffbearbeitung fĂŒr hohe Anforderungen
Schleppschleiftechnik
Um das Gleitschleifen auch fĂŒr die Hochtechnologie etwa in den Bereichen Luft- und Raumfahrt und Medizintechnik interessant zu machen, mussten Maschinentechnik und Bearbeitungsprozesse entwickelt werden, die eine gezielte Bearbeitung von fixierten Einzelteilen ermöglicht und diese vor der Relativbewegung in klassischen Gleitschliffanlagen schĂŒtzt. Im ersten Schritt wurde dazu in den 80er Jahren das Schleppschleifen entwickelt. Bei diesem Verfahren werden an einer Spindel befestigte Bauteile durch ein ruhendes Schleifmedium gezogen oder geschleppt. Dabei entsteht durch das Anströmen der WerkstĂŒcke durch das Bearbeitungsmedium (Schleif- / Polierkörper) der gewĂŒnschte Materialabtrag, allerdings deutlich gezielter und ohne gegenseitige WerkstĂŒckberĂŒhrung, was das Verfahren zur idealen Lösung fĂŒr die Bearbeitung filigraner, hochwertiger WerkstĂŒcke macht.
Die sogenannten Schleppschleifanlagen haben in vielen Branchen zeitintensive, kostspielige und nicht einheitlich reproduzierbare Handarbeit ersetzt. Im Vergleich zur klassischen Gleitschliffbearbeitung ist das Schleppschleifen rund 40-mal effektiver.
Hochleistungsgleitschleifen im Surf-Finisher
Eine noch intensivere Einzelteilbearbeitung im Gleitschleifen ermöglicht das Surf-Finishing. Dabei werden die WerkstĂŒcke ebenfalls an WerkstĂŒckaufnahmen befestigt, um diese gezielt in das Bearbeitungsmedium einzutauchen und dabei in verschiedenen Winkelstellungen zu drehen. Beim Surf-Finishen rotiert das Schleifmittel mit dem ArbeitsbehĂ€lter, der sich stufenlos mit bis zu 80 UpM bewegt. Dabei entsteht eine intensive WerkstĂŒckbewegung mit hohem Druck zwischen Bauteil und Schleifmedium. Das gewĂŒnschte Ergebnis ist reproduzierbar und vergleichsweise in kurzen Zykluszeiten erreichbar. Angefangen beim Grobschleifen ĂŒber das Feinschleifen kann der Prozess auch Hochglanzpolieren. Dabei können selbst schwer schleifbare Materialien wie Keramik und Sondermetalle bearbeitet werden. Spiegelglatte, kratzerfreie OberflĂ€chen mit einer Top-Optik erreicht man durch Polierprozesse.
Das Surf-Finishing ist die intensivste Form der Gleitschliffbearbeitung. Sein Wirkungsgrad ist rund 80-mal höher als der einer klassischen Gleitschliffanlage, dem Rundvibrator.